Schadensbilder Fachwerk Außenbereich: Herauskippende Gefachausmauerung aus Ziegelsteinen

Die nachfolgende Dokumentation beschreibt einen an Fachwerkhäusern mit freiliegendem Außenfachwerk und Backstein- oder Ziegelausmauerung einen immer mal vorkommenden Schaden: Eine 'herauskippende' Gefachausmauerung.

Das konkrete Objekt unseres Mitgliedes befindet sich in Schaumburg / Niedersachsen. Das Gebäude ist Baujahr 1911, wobei die Fachwerkbalken von einem im Ort zu der Zeit abgebauten Fachwerkgebäude recycelt wurden. Die Gefache wurden 1911 leider nicht mehr mit Backsteinen- sondern mit Ziegelsteinen ausgemauert. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz.

Die Fassade, in dem sich die defekte Gefachausmauerung befindet, ist auf der Südseite.

Das Objekt wurde im Jahr 2005 neu von einer Firma verfügt, nachdem der Eigentümer die wohl in den 1970er / 1980er Jahren von Vorbesitzern weiß überstrichenen Ziegelsteine hatte von der Farbe reinigen (abbeizen) lassen.

Die Anleitung soll helfen, eigene Reparaturen zu planen und zu realisieren zu können. Wir empfehlen aber dringend dazu auch den 'Disclaimer' am Ende dieser Seite dazu zu beachten!

Fachwerk - Schadensbild herauskippende Gefachausmauerungen
Fachwerk - Schadensbilder - herauskppende Gefachausmauerungen

Witterungseinflüsse

Das Bild zeigt ein Schaden, der immer mal an Fachwerkhäusern im Rähm auftreten kann. 

Erkennbar ist, dass die Gefachausmau'als ganzer Verbund' sich im oberen Bereich aus dem Gefach bereits um 2-3cm gelöst hat. Die 'Kante' die aus dem Gefach steht, wird nach unten hin immer schmaler. Am unteren Ende scheint es, als ob die Gefachausmauerung noch 'normal' im Gefach befestigt ist.

Diese Situation sorgt dafür, dass am oberen Bereich Wasser und Schnee auf der Kante stehen bleiben und sogar ins und hinter das Mauerwerk laufen kann. Entsprechend können Feuchtigketsschäden an den Fachwerkbalken vermehrt auftreten oder auch Schimmel im Lehmschlag (oder anderen Wandverkleidungen) im Inneren auftreten.

Wird der Schaden langfristig nicht behoben, können auch Gefachausmauerungen aus den Gefachen kippen und komplett oder in Einzelteilen aus der Fassade fallen. Das kann entsprechende Risiken für Sachschäden und Personenschäden nach sich ziehen und da solche Schäden grundsätzlich vorher erkennbar sind, wären solche dann auch gegebenenfalls auf Fahrlässigkeit zurückzuführen.

Auf historischen Bildern der Vor-Vor Besitzer ist erkennbar, dass die Fachwerkfassade noch in den 1950er Jahren mit Dachpfannen abgehängt (geschützt) war. Das war beim Kauf der jetzigen Besitzer im Jahr 1996 bereits nicht mehr der Fall. Entsprechend besteht bei der optisch sicher 'schöner aussehenden' Fachwerkfassade das erhöhte Riskiko von witterungsbedingten Schäden.

Der Auslöser des Schadens geht von der Auswirkung her auf Material- und Konstruktonsschäden zurück. 

  • Neue Verfugung erfolgte mit falschem Fugenmörtel
    Der Fugenfachbetrieb der die Verfugung der Fassade um 2005 vornahm, nutzte zementgebundenen statt kalkgebundenen Mörtel. Zementmörtel hat für Fachwerkhäuser zwei negative Eigenschafte

    • Zementmörtel ist zu hart
      Da sich Fachwerk 'bewegt', reisst er entsprechend schnell, da er nicht ausreichend elastisch reagiert

    • Zementmörtel reagiert mit der Gerbsäure des Eichenholzes in negativer Weise
      Die im Zement gebundenen Stoffe reagieren mit der Gerbsäure die in Eichenbalken vorhanden ist. Der Effekt sorgt dafür, dass die Oberflächen der Eichenbalken 'krümelig' werden mit der Zeit und nicht mehr 'formstabil' sind
  • Historisch wurde kein Kipp- und Windschutz beim Vermauern in den Gefachen eingebaut
    Idealwerweise gibt es in den Fachwerkbalken links, rechts und oben innerhalb eines Gefaches entweder 
  1. eine Auskerbung von ca. 1,5cm Tiefe oder
  2. eine eingelagerte Leiste (oft z.B. in Form eines aufgesplitteten Haselnuss- oder Weidenastes in 1cm - 1,5cm Stärke)

Beides jeweils ca. in der Mitte des Gefachausmauerung. Diese Verleistung oder Einkerbung hat folgende Funktion:

  1. Windschutz
    durch die Kerbe / Leiste presst sich der Mörtel beim Mauern 'über Eck' in den Aussenfugen. Hierdurch wird die Fassade in Summe 'winddichter'

  2. Kippschutz
    Durch den selben Effekt, verkrallt sich ebenso der Mörtel des Gefaches besser im Fachwerkbalken, als das an einem 'rein glatten Balken' möglich wäre.

Fazit: Falscher Mörtel (Zementmörtel) kann zum Problem herauskippender Gefachausmauerungen führen. Eine fehlende 'Verkeilung' der Mörtelfuge zum Fachwerkbalken begünstigt das Herauskippen von Gefachausmauerungen.


Abhängigkeitsanalyse

Im Regelfall ist kann man aus jedem herauskippenden Gefach ein kleines eigenes 'Renovierungsprojekt' machen. Anders formuliert: Hat man Probleme an 10 Gefachen - hat es nicht unbedingt Vorteile, alle gleich zu sanieren - es sei denn, dass z.B. durch benötgte Gerüst Auf- und Abbauten Vorteile einer 'größeren Aktion' vorhanden sind.

Allerdings können durch entsprechende Schäden auch Folgeschäden z.B. im Innenbereich durch eingedrungene Feuchtigket aufgetreten sein - dieses sollte man idealerweise mit untersuchen.

Fachwerksanierung - ganzheitliche Analyse der Abhängigketen als Planungsgrundlage

Im Konkreten Fall wurden sowohl morsche Fachwerkbalken als auch herauskippende Gefache saniert. Daher wurde durch den Bauherren und die mitwirkenden Handwerker eine Gesamtübersicht  der Maßnahmen erstellt.

Fazit: Vor der Schadensbehebung erfolgt idealerweise die Ermittlung der Schadensursache(n) und eine ganzheitliche Betrachtung möglicher Abhängigkeiten als Grundlage für die Planung der Schadensbehebung


Fachwerksanierung - Gesamtansicht der betroffenen Fachwerkfassade mit Südausrichtung

Gesamtansicht der Fassade - mehr als 10 Gefachausmauerungen kippten mehr oder weniger aus der Fassade heraus

Projektplanung

Erfolgt die Reparatur (mit den nötigen Kenntnissen!) in Eigenleistung - oder werden Handwerker gebraucht - oder gibt es einen Mix aus Eigenleistung und Handwerkern (so war es in diesem konkreten Fall).

Passende Handwerker mit Altbauerfahrung zu finden kann regional schwierig sein. Oft sind diese auch über Monate ausgebucht. Zudem werden für Arbeiten im Außenbereich idealerweise rein schon für die Maurerarbeiten vier frostfreie Wochen benötigt - mehr geht immer. 

Entsprechend gilt es, passende Vereinbarungen mit den benötigten Handwerkern (in diesem Fall Maurer & Zimmerarbeiten) zu treffen und diese auch idealerweise dafür 'an einen gemeinsamen Tisch' zu holen.

Im konkreten Fall erfolgte die Planung, Absprache und Beauftragung durch den Bauherren im Oktober - für eine Umsetzung im Mai des Folgejahres. Die Ergebnisse der Planung wurden schriftlich festgehalten und den Handwerkern zur Verfügung gestellt. 3 Monate, 4 Wochen und 1 Woche vor dem Starttermin wurden die Handwerker noch mal auf den Termin und das Vorgehen vom Bauherren 'eingeschworen' - um mögliche 'Überraschungen' bzgl. Terminverschiebungen bestmöglich zu reduzieren.

Fazit: Ohne gute Vorplanung und ohne ausreichend verbindliche Absprachen mit den Handwerkern können auch kleine Reparaturen zu einem großen Risko werden


Statische Auswirkungen

Normalerweise trägt das Fachwerk das Gebäude. Die Gefachausmauerungen haben grundsätzlich keine oder nur sehr geringe statische Funktion.

Ob bei komplett ruinertem Fachwerk, Gefachausmauerungen dennoch 'statisch weitreichender wirken' kann im Einzelfall eine andere Frage sein. Im Falle von auch beschädigtem Fachwerk sollte der Bauherr aber ganz andere Sanerungsmaßnahmen prüfen als nur die 'herauskippende Gefachausmauerung' zu erneuern!

Große Holzklöthe werden als Halter für die Bauwerksstützen angebracht

Fazit: Statische Auswirkungen sollten bereits in der Planungsphase geprüft werden. Wird in intaktem Fachwerk nur eine herauskippende Gefachausmauerung saniert, so sind grundsätzlich keine statischen Auswrkungen zu erwarten. 


Ein Akkubohrhammer eignet sich ideal zum herausbohren der Fugen
Maurerhammer - ideal zum Entfernen von Gefachausmauerungen

Start der Rückbauarbeiten

Das bedeutet in diesem Fall: die vor 100 Jahren mit Kalkmörtel vermauerten Ziegelsteine möglichst heile und in der gleichen Reihenfolge sortiert aus über und unter dem Rähm liegenden Gefachen zu entnehmen. Die Fugen der Steine mit einem passenden Bohrer ‚herauszubohren‘. Der Bohrer sollte bzgl. der Länge passend zur Tiefe der Steine sein, um das dahinter liegende Innenleben nicht zu zerstören und vom Durchmesser: passend zur Fugenbreite. In der Regel lassen sich die ersten 2-3 Reihen schwerer lösen – der Rest geht dann ‚fast wie von alleine‘.

Wichtig: die benötigten Lagerkapazitäten für die Steine & Material am besten bereits im Vorfeld planen.

Mit dem passenden Bohrer wird der Fugenmörtel entfernt bis der Stein locker sitzt. im Konkreten Fall wurde ein 10cm langer 6mm SDS Steinbohrer verwendet. Der Bauherr berichtete, dass sich bei ihm bewährt hätte, erst die Längstfugen herauszubohren und dann die Querfugen. Ebenso berichtete er, dass es bei ihm von Vorteil war, 'schräg' zu bohren - statt exakt gerade.

Sind die Steine erst ausreichend lose, können die Steine mit einem Maurerhammer über die Querfuge 'los gewackelt' werden. Der hier ca. 6cm starke Lehmputz hinter den Ziegelsteinen bleibt dabei unversehrt.

Fazit: Wiederverwendbares Material sollte sorgfältig ausgebaut und passend gelagert werden um es später im Idealfall wieder Stein für Stein 1:1 zu verbauen


Detailanalyse

Sind Gefachsteine herausgenommen, zeigt sich manchmal erst, wie der Zustand der das Gefach umgebenden Fachwerkbalken ist. Es besteht das Risiko, dass mit Herausnahme des Gefaches erst Schäden am Fachwerk erkennbar werden, deren Behebung vor dem neu Ausmauern des Gefaches dringend geboten sein könnte.

Da in unserem Fall das Fachwerk eh umfassend mit untersucht und später auch ausgetauscht wurde, war das Risiko von vorne herein bekannt und der Bauherr hatte es n seiner Planung in Bezug auf Zeit, benötigte Handwerker, benötigtes Materal und Kosten mit eingepreist.

Bohrlochspannungsprüfgerät zum Prüfen des Balkeninnenlebens

Ein Bohrlochspannungsmessgerät kann helfen, innen liegende Schäden an Balken zu erkennen. Traditionelle 'Klopftestes' bieten aber auch gute Ergebnisse in der Regel

Fazit: Eine gute Planung berücksichtigt ausreichend Puffer in Bezug auf Bauzeit und Geld da sich auch im Laufe vermeidlich kleinerer Reparaturarbeiten immer mal Überraschungen ergeben, auf die man reagieren können sollte


Gefachausmauerungen - Einschlitzen der Fachwerkbalken mit Kettensäge

Auf dem Foto gut sichtbar: die mit der Kettensäge in den Balken nachträglich vorgenommene Einkerbung als Wind- und Kippschutz

Konstruktionsänderung

Anders als im ursprünglichen Zustand, erfolgte für die Neuausmauerung eine 'Einkerbung der Balken - ca. auf Höhe der Mitte der Gefachausmauerung. 

Ob Kerbe oder Verleistung wurden im konkreten Fall zwischen Maurern, Zimmerleuten und Bauherren abgesprochen. Ebenso wie die Lage und Tiefe der Kerbe.

Letztlich wurden rund um die zu sanierenden Gefachausmauerungen in die Balken links, rechts und oben eine ca. 1,5cm - 2cm tiefe Kerbe geschnitten. Dieses erfolgte wo immer es ging mt der Akku-Kettensäge mit feinem Schnittbesteck (Mircro Pico Kette). Achtung: man sollte ausreichend Ketten dabei haben - der Verschleiss an scharfen Ketten kann schon recht hoch sein und man sollte bzgl. der Nutzung der Kettensäge ausreichend firm sein bzgl. Schutzkleidung & Co! Restarbeiten an Stellen an denen man mit der Akkukettensäge nicht arbeiten konnte, wurden mit dem Stecheisen durchgeführt.

Fazit: Mit ausreichend handwerklichen Geschick und dem richtigen Werkzeug, können Vorbereitungen wie die Einkerbungen gut in Eigenleistung durchgeführt werden


Neuausmauerung

Für das Ausmauern der Gefache sind ein paar Grundsätze zu beachten:

  • Steine gut reinigen & passend lagern
    Idealerweise werden die alten Steine neu vermauert. Das spart Geld, Abfall und meist sehen die alten Steine auch gut aus. Sollten z.B. in den 1960er Jahren die Gefache mit zu hart gebrannten Steinen ausgemauert worden sein, kann auch überlegt werden, diese in einem solchen Zusammenhang gegen Backsteine zu ersetzen. Herbei gilt die Faustregel: je wecher der Stein desto diffusionsoffener wird die Fassade und die Diffusionsoffenheit ist nicht nur auf die Fugen beschränkt.

  • Abstände der Reihen vorher bemessen
    Vor Start des Ausmauerns sollte die Höhe jeder Reihe berechnet werden. Dazu sollte die Höhe zwschen 'unterem Balken' und 'oberen Balken auf beiden Seiten gemessen werden und daraus dann die Höhe jeder Steinlage 'mit Fuge' berechnet werden. Für die oberste Fuge sollte zusätzlicher Platz berücksichtigt werden! Diese Höheneinheiten sollten dann mit einem passenden Bleistift auf dem Balken markiert werden, um die Vorgabe für das Mauern zu haben.

  • Unterste Reihe 'steht über'
    Idealwereise steht die unterste Steinreihe ca. 0,5cm über die Balkenkante des darunter liegenden Fachwerkbalkens. Das reduziert das Risko, dass an der Gefachausmauerung ablaufendes Wasser in Rtzen zwischen letzter Steinreihe und Balken eindringen kann und beschleungt das Ablaufen des Wassers an der Fassade.

  • Obere Reihe 'steht nach innen'
    Idealerweise wird der Versatz der Steinrehen mit jeder Steinreihe etwas kleiner - so dass idealerweise die oberste Steinreihe bis zu 0,5mm hinter dem darüber liegenden Fachwerkbalken zurücksteht. Dieses sorgt dafür, dass im Winter kein Schnee auf der obersten Steinreihe stehen bleiben kann bzw. dass bei Regen kein Wasser auf der obersten Steinreheihe stehen bleiben kann - sondern von oben auf die darunterliegenden Steinschichten tropft.

  • Maurerschnur für 'gerade Reihen & richtge Höhen'
    Beim Vermauern wird eine Maurerschnur jeweils neu für die Reihe gespannt, die als nächstes vermauert wird. Hierfür verwendet man zwei ausreichend dimensionerten Nägel, die links und rechts auf der Höhe der vorher vorgenommenen Abstandsmarkerungen eingeschlagen wird. Die Maurerschnur bestimmt die richtge Höhe der Reihe bzgl. der Oberkante des Steins.

  • Mörtel
    siehe hierzu die gesonderte Infobox zum Thema 'verwendeter Mörtel' weiter unten.

  • Steine an Gefachtiefe anpassen
    Im konkreten Fall war der ca. 6cm dicke Lehmschlag an der Innenseite der Wand nach Herausnahme der Gefachausmauerung weiter intakt. Dieser wurde ursprünglich von innen nass gegen das Mauerwerk geworfen und verkrallte sich mt den Steinen. Entsprechend 'bündig' ist natürlich der nachträgliche Wiedereinbau der Steine - selbst wenn es in der identischen Reihenfolge passert - nicht möglich. Daher ist Platz zwischen Lehmschlag und Stein für eine neue frische Verbindungsschicht (z.B. aus Lehm oder Mauermörtel) zu bilden. Im konkreten Fall wurden die Steine in der Tiefe gekürzt, um Platz für Mörtel zwischen den Steinen und der stehengebliebene Lehmwand einfügen zu können. Das Kürzen der Steine ging mit dem Maurerhammer mit etwas Übung 'je Stein' mit 4-5 gezelten Hammerschlägen. Erst von der Seite - dann um die Mitte abzulängen von oben - jeweils mit dem Stein in der Hand.

  • Ausmauern 'im eigenen Saft'
    Klassisch werden Gefachausmauerungen 'im eigenen Saft' vermauert. Das bedeutet, dass so viel Mauermörtel für das vermauern der Steine genutzt wird, dass kein separates nachträgliches separates Verfugen des Mauerwerks notwendig ist. Wichtig ist dabei, das der Mörtel eine 'gute Konsistenz' besitzt. Er darf nicht zu trocken und nicht zu feucht sein. 

  • Oberste Fuge erst später verfugen
    Der Mauermörtel beinhaltet Wasser, was dem Mörtel im Rahmen des Abbindens entzogen wird. Hierdurch ensteht Schwund an Masse. Anders formuliert: die Steine im ausgemauerten Gefach 'sacken ab'. Aus diesem Grund empfiehlt sich, die oberste Fuge eines neu ausgemauerten Gefaches nicht direkt zu verfugen. Sie wird idealerweise ein paar Tage offen gelassen mindestens 3 Tage - gern auch etwas länger) und erst dann verschlossen. Das hilft, dass das Risiko, dass sich direkt beim Trocknen ein Riss zwischen oberen Balken und neu ausgemauerten Gefach ergibt zu reduzieren.

  • Benötigte Kellen
    Idealerweise wird für das Ausmauern im eigenen Saft eine 'Dreieckskelle' genutzt. Dieses hat den Grund, dass so nach Auftragen des Mörtels mit der 'Spitze' der Maurerkelle eine 'Furche' in der Mitte gezogen werden kann. Dieses ist hilfreich, da die Back- und Ziegelsteine häufig mittig etwas 'bauchig' sind und da idealerweise ausreichend (aber nicht zu viel!) Mörtel 'vorne aus der Fuge quillt', um hinterher ein schönes Fugenbild zu erzeugen. Um die Fuge abzuziehen (und bedarfsweise nachzufüllen), benötgt man zudem eine oder mehrere passende Fugenkellen.

  • Fassade von Mörtelresten reinigen
    Hierfür gibt es untesdchiedlche Herangehensweisen. Vom Grundsatz her lässt sich kalkgebundener Mörtel relativ einfach vom Mauerwerk hinterher entfernen. Im konkreten Fall nutzte der Bauherr PVC-Bürstenaufsätze aus dem Baumarkt für Akku-Schrauber, um die Reinigung der Fassade 'mechanisch' vorzunehmen. Von Wasser ist - insbesondere wenn der Mörtel noch relativ frisch ist - abzuraten, da das den Mörtel aus den Fugen waschen kann und dann 'Tropffäden' über die Fassade laufen, die wieder gereinigt werden müssen... 

  • Mörtel austrocknen lassen
    Grundsätzlicher Daumenwert ist, dass der Mörtel 4 Wochen 'frostfreie Zeit' haben sollte um ausreichend auszuhärten. Herbei spielen die äußeren Witterungsbedingungen eine große Rolle, denn trocknet der Mörtel auf Grund von hohen Temperaturen (ab 20c) und direkter Sonneneinstrahlung (z.B. Südseite) zu schnell aus, treten Schäden am neuen Mörtel durch Rissbildungen auf. In diesem Fall ist zu prüfen, ob die neue Gefachausmauerung gegen die direkte Sonneneinstrahlung geschützt werden kann - und/oder die neu ausgemauerten Gefache von Zeit zu Zeit mit 'Wassernebel' genässt werden können (z.B. mit einer 'Gloria Gartenspritze'). Betrifft das Gefache, an die man nicht ebenerdig kommt, sollte das bei Gerüst Auf- und Abbauzeiten berücksichtigt werden!
Schadensbilder - Baustelle einrichten
Schadensbilder - Gefachausmauerung - Lagerung herausgenommener Steine
Gefachausmauerung - vor dem Mauern steht das Messen und markeren der Höhen der Reihen
Gefachausmauerung - die obere Reihe ist zurück versetzt unter dem darüber liegenden Riegel
Gefachausmauerungen - Markerung mit Nagel und Maurerschnur
Gefachausmauerungen - Aufbringen des Schmeiß
Gefachausmauerungen - Die letzte Reihe wird erst ein paar Tage später verfugt
Gefachausmauerungen - Mti PVC Bürste von Schmeßresten reinigen
Gefachausmauerungen - neu ausgemauerte Gefache

Fazit: Ein Gefach mit Ziegelsteinen neu auszumauern ist mit Geduld und dem richtigen Vorgehen gut möglich. Die benötgte Zeit sollte aber nicht unterschätzt werden, die es braucht - selbst wenn man nach 4-5 Gefachen schon etwas geübter ist!


Mauermörtel - fast eine eigene Religion kann man denken...

In dem konkrten Bauprojekt waren Maurermeister mit profunden Altbaukenntnissen eingebunden, die das Mauern vorgenommen haben. Da in Summe mehr als 10 Gefache auszumauern waren, wurde der benötgte 'Maurerschmeiß' vor Ort im Betonmischer gemixt. Die Zutaten dazu waren:

  • Klares Brunnenwasser
  • Wesersand Siebgröße 2mm und 3mm (jew. 50% der Sandanteile)
  • Trasskalk
  • Weißkalk

Das genaue Mischungsverhältnis wollten die Maurer nicht verraten - 'Betriebsgeheimnis' hieß es auf Nachfrage.

Rezepte für Mauermörtel sind unter der Rubrik 'Rezepte' zu finden - also einfach dort mal nachschauen.

Bei einzelnen Gefachen kann sich sonst auch anbieten, Traskalk als Fertigmix im Sack für Altbauten zu erwerben - statt separat zu mischen. Diesen gibt es im gut sortierten Baumarkt.

So oder so ist auf ausreichend Platz zum Anmischen des Mörtels zu achten. Neben Strom und Wasser benötigt man Lagermöglichketen für Sackware (trocken!) und Sand  sowie ausreichend Platz zum Mischen. Dieses sollte idealerweise im Vorfeld geplant werden. Je kürzer die Wege vom Standort des Mischens zur Baustelle entfernt sind, je einfacher hat man es nachher.

Gefachausmauerungen - Platz für das Mschen des Maurermörtels

Eckständer nach erfolgter Instandsetzung

Endergebnis

Die im Rahmen der Sanierung neu ausgemauerten Gefache halten jetzt hoffentlich die nächsten 100+ Jahre ohne wieder herauszukippen.

Der 'Neigungswinkel' ist optmal. An der Fassade ist noch erkennbar, welche Gefache noch nicht saniert werden mussten (dunkle Fuge = falscher Zementfugenmörtel) und welche Gefache schon saniert wurden.


Der Aufwand für die Sanierung eines Gefaches lässt sich mit ca. 30 Stunden wie folgt abschätzen:

  • 1h Planung inkl. ggf. nötger Abstimmung mit den Maurern (soweit Frendmleistungen bezogen werden)
  • 1h Baustelle einrichten 
    wo kommen die herausgenommenen Steine hin? ggf. Gerüst aufstellen? Abdeckungen unter dem Bereich wo gemauert wird herstellen für herabfallende Mörtelreste, etc.
  • 1h Materialbesorgung
  • 1h Gefachausmauerungen entfernen
  • 0,5h Steine der Gefachausmauerungen säubern und Steine Zwischenlagern
  • 0,5h Kerben in Fachwerkbalken als Wind- und Kippschutz herstellen
  • 2h Gefach neu mit alten Steinen ausmauern (in dem Fall ca. 1m²)
  • 2h Aufräumen der Baustelle
  • 1h Bauschutt entsorgen

Das finanzielle Budget war sehr überschaubar, da lediglich Kosten für den Mörtel entstanden. 

Eigenleistung des Bauherren

Alle Tätgketen können in Eigenleistug durchgeführt werden

Eingesetzte Gewerke

  • Soweit Eigenleistung nicht geplant ist, empfiehlt sich ein Maurer mit Kenntnissen im Fachwerkumfeld!! 

Bauschänden und Behebung sind komplexer als es hier darstellbar ist. Auch gibt es oft mehrere mögliche Wege zur Instandsetzung von Bauschäden und nur Feinheiten entscheiden jeweils vor Ort, was der jeweils passendste Weg ist. 

Auch die jeweiligen spezifischen Gegebenheiten des Objektes und Grundstücks, das verfügbare Zeitfenster für eine Instandsetzung sowie die Jahreszeit der Behebung, das Budget, die Verfügbarkeit des Materials und der jeweilige Zeitgeist spielen eine Rolle bei der Auswahl des Vorgehens für die Instandsetzung. 

Unsere Beispiele zeigen daher beispielhafte Themenstellungen mit dem konkreten Vorgehen jeweils eines unserer Mitglieder. Das bedeutet nicht, dass dieses Vorgehen ohne Einschaltung von Bauexperten vor Ort 1:1 übertragbar ist oder es keine anderen Varianten zur Analyse und Behebung gibt. 

Entsprechend freuen wir uns über jede Einsendung zu unserer Schadensbildübersicht mit vergleichbaren Themen und anderen Lösungsansätzen. Ebenso können wir keine Gewähr für das hier vorgestellte Vorgehen aus diesen Gründen übernehmen. 

Professionelle ganzheitliche Schadensanalysen an Objekten vom Keller biszum Dach bietet der Baukulturdienst (BKD) der IgB übrigens im südlichen Niedersachsen. Der BKD führt geförderte Hausuntersuchungen durch. Mehr Infos sind auf der Internetseite des Baukulturdienst zu finden. 

Darüber hinaus bieten die IgB Außen- & Kontaktstellen ein Netzwerk zu bundesweit über 6.000 Besitzern historischer Objekte – und am Ende des Tages ist der Austausch mit Leuten die vergleichbare Probleme hatten und diese schon haben beheben lassen das, was das Netzwerk der IgB so wertvoll macht für unsere Mitglieder.